Biogas

Biogas – das Multitalent für die Energiewende

Biogas ist ein Multitalent für die Erzeugung von Strom, Wärme und Kraftstoff. Als logistisches Multitalent ersetzt es Erdgas durch Gaseinspeisung. Das Gesamtenergiepotenzial von Biogas in Deutschland beträgt 670 Petajoule pro Jahr – das sind 186 Terawattstunden. Die Stromproduktion durch Biogas beträgt 2,9 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Mindestens 450 MW elektrische Leistung sind installiert (ohne Repowering). In 2005 wurden in mit Biogas betriebenen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen Aufstellen eines Fermenter4,7 Millionen Megawattstunden Wärme erzeugt. Davon wird ein Drittel innerhalb der Anlagen verwendet, der Rest steht als freie Nutzwärme zur Verfügung. Mit Biogas aus einem Hektar Mais läßt sich genug Kraftstoff für 70.000 PKW- Kilometer erzeugen. Der Branchenumsatz im Anlagenbau beträgt 490 Millionen EUR, davon 4,5 Miliarden EUR in Deutschland. 8.000 Mitarbeiter finden Beschäftigung. Das mittlere Branchenwachstum in den nächs-ten 5 Jahren kann bis zu 40% pro Jahr betragen. Biogas ist regionaler Mittelstand: zwei Drittel des Branchenumsatzes fließen direkt in die Region. Deutsche Biogas-Unternehmen sind weltweit technologisch führend. Biogas bietet der Landwirtschaft ein neues Standbein. Anders als die Produktion von Nahrungsmitteln ist die Wertschöpfung über Bioenergie nicht vom Preisverfall bedroht, sondern eine langfristig sichere Perspektive. Bereits heute werden pro Jahr rund 2,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente vermieden. In 2020 werden es bereits knapp 60 Millionen Tonnen sein. Für 2020 wird eine von deutschen Unternehmen errichtete Biogas-Kraftwerks- Leistung von 15.000 Megawatt elektrisch prognostiziert, mindestens 9.500 Megawatt in Deutschland. Diese produzieren dann 76 Milliarden Kilowattstunden Strom – in Grundlast oder Spitzenlast. Der Branchenumsatz in 2020 wird auf bis zu 7,5 Milliarden EUR wachsen. Es werden 85.000 Arbeitsplätzen benötigt. Über 30% Exportquote für die Anlagentechnik sind möglich. Strom aus Biogas belastet den Strompreis für Endverbraucher mit weniger als 0,1 Cent je Kilowattstunde. Alleine die Netzgebühren für die Netzbetreiber der Energiewirtschaft belasten den Strompreis mit 5,5 Cent (Niederspannungsebene) und 2,8 Cent (Mittelspannungsebene). Das Multitalent Biogas sichert Mobilität und Energieversorgung zugleich Das nutzbare Biogasenergiepotenzial in Deutschland beträgt bei heutigem Stand der Technik etwa 670 Petajoule, also etwa 186 Milliarden Kilowattstunden im Jahr. Zwischen 85 und 90 Prozent dieser Menge können Biogasanlagen in der Landwirtschaft liefern. Biogasenergiepotenzial in Deutschland und seine Quellen Biogas ist ein Multitalent zukünftiger Energieversorgung. Es besteht zu 50 bis 70 Prozent aus dem Brennstoff Methan und wird heute fast immer in örtlichen Blockheizkraftwerken (BHKW) verwendet, um Strom und Wärme zu erzeugen. Dieses „Bio-Methan“ lässt sich gut speichern, in Tanks abfüllen und in Flaschen oder Pipelines transportieren. Weil seine Eigenschaften denen des Erdgas gleichen, kann es Antriebsaggregat Schubbodendie bestehende Infrastruktur nutzen. Seine Nutzung wird unabhängig von der Erzeugung möglich. Biogas kann aber auch als Kraftstoff eingesetzt werden. Insgesamt ist Biogas also für unterschiedlichste Funktionen sowie zeitlich und räumlich flexibel einsetzbar. Diese Flexibilität garantiert langfristig eine maximale Effizienz und Entlastung der Stromnetze. Biogas ist als erneuerbarer Primärenergieträger ein wichtiger Garant für künftige Mobilität und Energieversorgung. Ein Shooting Star in der Stromerzeugung Die Jahresproduktion der deutschen Biogaskraftwerke beträgt dann 2,9 Milliarden Kilowattstunden Strom. Das ist bereits ein Zehntel der Stromproduktion aus Windkraft und das Sechsfache der Stromproduktion aus Photovoltaik (jeweils im Jahr 2004). Der Anteil von Biogas an der gesamten Stromerzeugung in der Bundesrepublik beträgt derzeit knapp 0,5 Prozent.

Ein Ausblick auf 2020: Bis dahin könnte die Branche bei fortgesetztem Wachstum und ohne einschränkende Rahmenbedingungen Kapazitäten von bis zu 15.000 Megawatt errichten. In Deutschland würden davon rund 9.500 Megawatt installiert, nicht eingerechnet das Re-Powering. Unter Berücksichtigung der erwarteten OelwechselstationEffi zienzsteigerungen ist es demnach möglich, die Produktion von Strom aus Biogas auf jährlich 76 Milliarden Kilowattstunden zu steigern. Das wären 17 Prozent der deutschen Stromerzeugung. Mit Biogas wird derzeit kontinuierlich Strom erzeugt. Weil man Biogas gut speichern kann, lässt sich die Stromproduktion in Spitzenzeiten des Verbrauchs gezielt erhöhen. Wird weniger Strom gebraucht, kann man die Stromerzeugung drosseln. Biogas ist die erneuerbare Regelenergie und ergänzt die anderen erneuerbaren Energien wie Windkraft oder Sonnenenergie auf optimale Weise.

Mehrere Biogasanlagen könnten sich kombinieren lassen, um ihre Kapazitäten und die Leistungen in Stoßzeiten hohen Energieverbrauchs zu bündeln. Solche „virtuellen Kraftwerke“ erlauben eine hohe Flexibilität und können bei Bedarf zentral geschaltet werden, zum Beispiel vom Netzbetreiber. Biogas ist auch deshalb eine Schlüsselgröße im zukünftigen Energiemix.

Wärme als sinnvolles Nebenprodukt Neben Strom liefern Biogas-Blockheizkraftwerke auch Wärme. Wird diese genutzt, erhöht sich der Wirkungsgrad der Energieausbeute erheblich.

Wärmeerzeugung durch Biogasanlagen. Der Gesamtnutzungsgrad der eingesetzten Primärenergie bei Biogasanlagen liegt heute im Durchschnitt bei 60-65 Prozent. Bisher produzieren die Biogasanlagen in Deutschland jährlich knapp 4,7 Millionen

Wärmeverteilung

Megawattstunden nutzbare Abwärme. Davon werden mit 1,6 Millionen Megawattstunden gut ein Drittel als Prozesswärme in den Biogasanlagen genutzt. Drei Millionen Megawattstunden Wärme stehen zur freien Verfügung, beispielsweise um Betriebsstätten oder Wohngebäude in der Nachbarschaft zu versorgen.

Der Fachverband Biogas schätzt, dass davon derzeit etwa 40 bis 50 Prozent genutzt werden. Kleinere Biogasanlagen können dies leichter umsetzen, da das Heizen der eigenen Wohn- und Betriebsräume bereits einen Großteil der freien Wärme nutzt.

Bei größeren Anlagen wiederum fällt entsprechend eine größere Wärmemenge an, mit der verschiedene Interessenten versorgt werden können. Die Wärmenutzung aus dezentralen Biogasanlagen ist ein großer Vorteil dieser Technologie. Mit Blockheizkraftwerken kann man beispielsweise Krankenhäuser, Schulen, Turnhallen und Bürogebäude versorgen. Sogar Thermalbäder, die einen hohen Bedarf an Energie haben, lassen sich zuverlässig heizen. In Kälte-Adsorptions-Maschinen gewährleistet Biogas auch anspruchsvolle Klimatisierungs-konzepte für Räume oder es versorgt Gartenbaubetriebe mit Wärme und Kohlendioxid als Dünger für die Kulturen. Mit Biogas lassen sich technologische Prozesse wie die Trocknung von Klärschlamm, Holz oder Tabak ohne weiteres umsetzen. Auch wenn die Stromproduktion derzeit noch im Vordergrund steht, ist es angesichts der steigenden Rohölpreise nur eine Frage der Zeit, bis die Wärmenutzung zum zweiten entscheidenden Wirtschaftsfaktor einer Biogasanlage wird. Allein für fossiles Heizöl stiegen die Kosten im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Prozent.

Biogas als Kraftstoff Mit dem Biogas aus einem Hektar Maissilage fährt ein Erdgas-Auto rund 70.000 Kilometer, fast zweimal die Länge des Äquators! Die Preise für Kraftstoffe stiegen binnen Jahresfrist um knapp vier Prozent, darin Diesel um neun Prozent. Auch das Erdgas gerät in den Sog der Preisspirale beim Öl. Dieser Trend wird sich in absehbarer Zeit nicht umkehren. Ein zweites Argument:

Entschwefelung

Mehr als dreißig Prozent des Energieverbrauchs der EU entfallen auf den Verkehr. Die Emission von Kohlendioxid in diesem wachsenden Sektor wird bis 2010 um rund 50 Prozent höher liegen als 1990. Dann emittieren die Verkehrsträger rund 1,113 Milliarden Tonnen des Treibhausgases in die Atmosphäre, davon 84 Prozent allein im Güterverkehr. Die EU fordert deshalb den Abschied vom Erdöl. Biokraftstoffe sollen bis 2005 zwei Prozent und bis 2010 fast sechs Prozent am Verbrauch erreichen. In Schweden und in der Schweiz wird Biogas schon seit Jahren als Kraftstoff für Busse, Lastkraftwagen und jetzt auch für den Schienenverkehr eingesetzt.

In Deutschland entstehen zur Zeit die ersten Biogastankstellen. Aufgrund der gleichen chemischen und physikalischen Eigenschaften ist Erdgas durch gereinigtes Biogas ersetzbar. Die Versorgungslogistik für Erdgas lässt sich also ohne großen Aufwand auf Biogas umstellen. Vorgeschalteter Schritt ist die dezentrale Reinigung des Biogases auf Erdgasqualität. Alle 28.000 Erdgasfahrzeuge in Deutschland könnten sofort mit Biogas angetrieben werden. Es ist eine echte Alternative für Kraftstoffe aus Erdgas und Erdöl. Würde das gesamte nutzbare Biogasenergiepotenzial Deutschlands als Kraftstoff genutzt, könnte es, in Erdgasautos eingesetzt, das 1,5-Fache des deutschen Verkehrsaufkommens bereitstellen: 850 Milliarden Fahrzeugkilometer.

Gaseinspeisung ins Erdgasnetz Das nutzbare Biogasenergiepotenzial in Deutschland kann etwa 20 Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs ersetzen (2004: 996 Milliarden Kilowattstunden). Aus den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wird offensichtlich: Die Reinigung von Biogas zu Erdgasqualität und seine Verteilung als Bio-Methan im bestehenden Erdgasnetz Fahrsilowerden Schlüsselprozesse der Biogastechnologie sein. Dadurch lässt sich Bio-Methan standortbezogen und daher mit maximalem Gesamtnutzungsgrad einsetzen. In Skandinavien und in der Schweiz bestehen deshalb bereits Biogas-Netze. In Österreich geht derzeit die erste Biogasanlage an das öffentliche Gasnetz. Die Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes im Jahr 2005 ermöglicht es den Anlagenbetreibern, das deutsche Erdgasnetz zu nutzen

Biogas vermeidet doppelt Methan Die Kohlendioxidbilanz der Energiegewinnung aus Biogas ist neutral, da bei seiner Verbrennung nur so viel Kohlendioxid anfällt, wie die Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben. Dadurch haben die Biogasanlagen im Jahr 2005 insgesamt 1,7 Millionen Tonnen klimaschädliche Kohlendioxidemissionen vermieden, die sonst aus fossilen Energieträgern freigesetzt worden wären. GebäudeAber Biogas schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Durch die Umsetzung von Wirtschaftsdüngern wie Gülle oder Stallmist werden zusätzlich Methanemissionen aus der Viehhaltung vermieden, die ebenfalls Klima schädigend sind. Methan ist im Vergleich zu Kohlendioxid für das Klima etwa 23 Mal schädlicher. Mit Emissionen von über 75 Millionen Tonnen pro Jahr ist die Viehhaltung weltweit die größte anthropogene Methanquelle. In Deutschland ist die Landwirtschaft zweitgrößter Methanemittent nach der Mineralölindustrie. Im Jahr 2005 wurden in Deutschland etwa 0,8 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalente eingespart. Nicht zu vergessen: Seit der Einführung des Handels mit Emissionszertifikaten hat auch Kohlendioxid seinen Preis.

Biogas leistet also zweifach Klimaschutz, indem es gleichzeitig die Emissionen von Kohlendioxid aus der Energieproduktion und Methan aus der Landwirtschaft vermindert. Dieser Zusatzeffekt macht immerhin ein Drittel der gesamten Emissionsminderung von 2,5 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalente aus.

Wirtschaft Starke Dynamik erwartet: Zuwächse um jährlich 40 Prozent Wesentlicher Motor der Entwicklung erneuerbarer Energien in Deutschland ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das den Anlagenbetreibern stabile Vergütungen sichert. Bereits unmittelbar nach seinem Inkrafttreten im Jahr 2000 setzte ein starker Zubau neuer Biogasanlagen ein. Am Jahresende 2004 lag die Zahl der Neuanlagen mit 300 deutlich über dem Vorjahreswert von 150. Gleichzeitig nahm Gasmessungauch die durchschnittliche Größe der neu errichteten Biogasanlagen zu. Lag sie im Jahr 2000 noch bei rund 150 Kilowatt elektrischer Leistung, waren es 2005 schon mehr als 300 Kilowatt. Für das Jahr 2005 rechnetenn Energieexperten bereits mit einer neu installierten Leistung von mindestens 200 Megawatt. Das bedeutet fast eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. In den nächsten Jahren wird weiterhin starkes Wachstum erwartet. Wenn die Rahmenbedingungen gleich bleiben, können die Umsätze in den nächsten fünf Jahren im Mittel um jährlich 40 Prozent wachsen. Für das Jahr 2010 wird im Anlagenbau ein Umsatz von rund 1,9 Milliarden Euro erwartet. Dabei sind Betrieb, Betreuung, Wartung und Instandsetzung der Anlagen nicht mitgerechnet. Für 2020 liegt die Prognose bei 7,6 Milliarden Euro.

Ein Motor für den Arbeitsmarkt Im Jahr 2005 waren in der Biogasbranche ca. 8.000 Menschen tätig. Bis 2020 werden 85.000 benötigt. Energie aus Biogas steht am Ende einer intensiven Wertschöpfungskette, denn die Biomasse muss angebaut, geerntet, transportiert und im Gärprozess mikrobiologisch umgesetzt werden. Biogas bietet also über den Anlagenbau hinaus qualifizierte und zukunftsträchtige Arbeitsplätze in der Region. Um eine hohe und gleich bleibende Qualität als Energielieferant zu gewährleisten, werden Biogasanlagen zukünftig von Labors betreut. Verfahrens- und Energietechniker kümmern sich um Service und Wartung. Landwirte und regionale Handwerksbetriebe haben sich bereits auf die neuen Anforderungen eingestellt und qualifizieren sich für diese Aufgaben. Bundesweit werden bereits Biogasschulungen für Anlagenbetreiber angeboten.

Ein neuer Exportschlager der deutschen Industrie. Der Export von Biogastechnik erreichte im Jahr 2004 ca. 27 Millionen Euro. Das waren etwas weniger als zehn Prozent des gesamten Umsatzes der Biogasbranche. Langfristig wird die Exportquote mehr als 30 Prozent ausmachen. Deutschland ist in der Biogastechnologie weltweit führend. Diese Stellung als Vorreiter basiert auf der langjährigen Erfahrung im Bau und Betrieb von Anlagen, in kontinuierlich bestehenden Unternehmen und im technologischen Vorsprung bei biogasspezifischen Komponenten und Verfahren. Vor allem in der Fermentertechnik, Gasverdichterbei Rührsystemen, Blockheizkraftwerken mit Biogas, dezentralen Gasspeichern, Gasanalysetechnik und Containeranlagen bestimmen deutsche Firmen die Weltspitze mit. Auch auf große Erfahrungen im Pflanzenbau, im mikrobiologischen Verständnis des Gärprozesses und in der Prozessoptimierung können deutsche Unternehmen bauen. Die Schwerpunkte des deutschen Exportgeschäftes sind Österreich, Italien, Benelux, die osteuropäischen Beitrittsländer, USA und Fernost. Beispiel Japan: Über 90 Prozent der japanischen Pilotbiogasanlagen wurden von deutschen Herstellern errichtet. Beispiel Österreich: Hier lassen die Zahlen aus Oberösterreich abschätzen, dass der Marktanteil deutscher Hersteller in Österreich über 50 Prozent liegt. Wichtig für den Export ist zudem, dass für Biogas als Energieträger in fast allen wichtigen Zielstaaten Festpreissysteme analog dem deutschen EEG eingeführt oder zumindest geprüft werden. Welche Bedeutung das Exportgeschäft für den Bestand der Branche hat, zeigen die Erfahrungen aus dem Jahr 2003. Nach dem Wegfall des Marktanreizprogramms brach der Inlandsmarkt dramatisch um etwa 60 Prozent ein. Der Export in das europäische Ausland wurde zur Rettung für die Unternehmen, die zuvor in neue Kapazitäten und Entwicklung investiert hatten. Als Multitalent ist Biogas weltweit interessant - sei es zur Abfallverwertung in Ballungsräumen, in Regionen intensiver Agrarproduktion oder in Regionen mit schwachen oder fehlenden Stromverteilungsnetzen.

Bioenergie als neues Standbein für Landwirte Im Zuge der fortschreitenden Globalisierung sinken die Preise für Agrarprodukte stetig. Dies wird durch enorme strukturelle Umwälzungen in der Agrarproduktion noch verstärkt. Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit sind die Milchkontingentierung und die Liberalisierung des Zuckermarktes.

Anders als die Produktion von Nahrungsmitteln ist die Wertschöpfung über Bioenergie nicht von einem solchen Preisverfall bedroht, sondern eine langfristig sichere Perspektive, da fossile Energieträger stetig teurer werden. Biogas eröffnet eine Veredelungswirtschaft, die den Landwirten ein neues Standbein MDE-IIbietet. Es entlastet die konventionellen Märkte der Nahrungsmittelproduktion und kann dort zur Preisstabilisierung beitragen. Mit der Erweiterung der Europäischen Union stehen der Gemeinschaft heute rund 202 Millionen Hektar für die Landwirtschaft zur Verfügung. Bei einem durchschnittlichen Flächenbedarf zur Lebensmittelversorgung von 0,3 Hektar pro Bürger würden 480 Millionen EU-Bürger insgesamt 144 Millionen Hektar benötigen. Die verbleibenden 58 Millionen Hektar entsprechen etwa der landwirtschaftlichen Nutzfl äche Deutschlands, Frankreichs und Italiens.

Würde man diese Überschussfläche zur Biogasproduktion nutzen, könnte man über 300 Milliarden Kubikmeter Biomethan erzeugen. Das sind etwa 50 Prozent der russischen Erdgas-Jahresförderung (2004: 589 Milliarden Kubikmeter).

Das EEG sichert langfristig den Aufbau dieses Marktes: Die garantierte Einspeisevergütung ermöglicht es dem Landwirt, entweder Biomasse für Biogasanlagen zu produzieren oder selbst Anlagenbetreiber und Energieproduzent zu werden. Die Möglichkeit, sich mit Kollegen zu Gemeinschaftsanlagen zusammenzuschließen, sichert den Verbleib des größten Teils der Wertschöpfungskette bei den Landwirten.

Energiepflanzen mit Qualität Der oft befürchtete Monoanbau von Mais für Biogas wird – wenn überhaupt – nur eine vorübergehende Erscheinung sein, bis die neuen Betreiber die Freiheiten erkannt haben, die ihnen die Biomasseproduktion ermöglicht. Wichtig aus Sicht des Energiepflanzenbauers ist der Biomasseertrag je Hektar. Mais erbringt hohe Erträge zwischen 190 und 250 Dezitonnen pro Hektar. Zudem hat er eine hohe Wasser- und Nährstoffeffizienz im Sommer und ist gut silierbar und sichert im Biogas hohe Methanerträge je Hektar. Deshalb steht Mais aktuell als Energiepflanze im Vordergrund.

Anders als beim Pflanzenbau für den Food-Bereich bestehen aber mehr Freiheiten, das Ziel des hohen Massenertrags zu erreichen. So sind auch andere Pflanzen wie etwa die Rübe bzw. die Futterrübe oder Getreide für die Biogasproduktion attraktiv. Auch führt der Mischanbau verschiedener Energiepflanzen, zum Beispiel Mais in Kombination mit Sonnenblumen, zu einem höheren Gasertrag als eine reine Monovergärung. Mischkulturen sind zudem optisch ansprechender. In der wissenschaftlichen SilowaendeErprobung befindet sich auch die so genannte Zwei-Kultur-Nutzung. Sie verbindet den Anbau einer Winter (C3) – und einer Sommerkultur (C4) im Laufe eines Jahres. Erstere sind in kühlen und kalten Jahreszeiten überlegen, letztere besitzen eine höhere Wassereffizienz und ein höheres Ertragspotenzial im Sommer. Zudem macht die Züchtung noch produktiverer Pflanzensorten große Fortschritte. Letztlich ergeben sich so eine wesentliche höhere Artenvielfalt und ein besserer Schutz vor Erosion durch längere Bodenbedeckung.

Beispielhafte C3 und C4-Pflanzen

Für den Biogaslandwirt gelten im übrigen die gleichen Regeln wie für einen konventionellen Landwirt. So muss eine Fruchtfolge aus mindestens drei Kulturen bestehen, wobei jede Kultur einen Anteil von mindestens 15 Prozent der Ackerfläche haben muss. Darüber hinaus ist entweder eine jährliche Humusbilanz oder eine regelmäßige Untersuchung des Bodens bezüglich des Humusgehaltes durchzuführen. Für die Nährstoffwirtschaft des Pflanzenbaus sowie die Ausbringung des Gärrestes gelten die üblichen Regeln des Düngerechts, des Umweltschutzes und der Cross Compliance.

Biogas spart Mineraldünger Gärrest aus Biogasanlagen ersetzt gleichwertig teuren Mineraldünger und reduziert dessen Einsatzmenge. Dies spart unmittelbar Betriebskosten. In einem durchschnittlichen, landwirtschaftlichen Betrieb kann dies je nach Bewirtschaftung durchaus 200 EUR pro Hektar betragen. Dazu kommt die Einsparung der Produktionsenergie. Zur Herstellung eines einzigen Kilogramms Stickstoffdünger wurden 1998 rund 9,8 Kilowattstunden Energie aufgewendet. Dies entspricht etwa dem Brennwert von einem Liter Heizöl (Phosphor: 0,45 Liter, Kalium: 0,27 Liter). Durch die Vergärung von Gülle und Biomasse werden die darin enthaltenen Nährstoffe wie organischer Stickstoff und Phosphor mineralisiert und somit für die OelwechselstationPflanzen direkt nutzbar gemacht. Der Trockenmassegehalt im Gärrest liegt um bis zu 80 Prozent niedriger als vor der Gärung, wodurch er sich besser ausbringen lässt und schneller in den Boden eindringt. Außerdem ist der Gärrest weniger aggressiv. Zusammengenommen bedeutet dies, dass Gärrest aus Biogasanlagen optimal nach Bedarf der Pflanze eingesetzt werden kann. Er wirkt unmittelbar und ist für den Landwirt anders als herkömmliche Gülle oder Mist eins zu eins kalkulierbar. Gärrest aus Biogasanlagen verbessert auch die Pflanzengesundheit. Pathogene Keime werden im Verwertungsprozess der Biomasse getötet, Unkrautsamen verlieren ihre Keimfähigkeit.

Biogas seit dem EEG – zielgerichtet und dynamisch Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat die Biogasbranche beflügelt. Es erweist sich als das erfolgreichste Instrument zum Ausbau der Biogastechnologie und zur Produktion von erneuerbarer Energie mit Biogas. Mit Hilfe des Bonus für nachwachsende Rohstoffe (NaWaRo-Bonus) wurden die Energiepflanzen für die Biogasproduktion wirtschaftlich erschlossen. Sie sind es, die das eigentliche große Potenzial darstellen. Biogasbetreiber sind außerdem nicht mehr gezwungen, zusätzlich Abfälle zu verwerten, Ruehrwerkum die Anlage wirtschaftlich zu betreiben. Vielmehr kommt es zu einer Entflechtung von Bioabfall- und rein landwirtschaftlichen Anlagen. Dies verhindert eine Querfinanzierung der Abfallverwertung über den NaWaRo-Bonus des EEG. Anlagenbetreiber hingegen, die sich auf die kreislaufwirtschaftliche Verwertung von Bioabfällen konzentrieren, profitieren von der entspannten Marktsituation. Deshalb können sie – ganz im Sinne des Verbrauchers – in moderne Technik und Mitarbeiterausbildung investieren und eine Reststoffverwertung auf hohem Qualitäts-niveau sicherstellen. Quelle: Fachverband Biogas e. V. Angerbrunnenstr. 12 85356 Freising

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